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Christmas Truck

Georgos, der Lkw-Fahrer für die Futterspenden Kretas, ist schon auf der Fähre von Ancona (Italien) nach Patras (Griechenland) und hat 24 Tonnen Futterspenden für alle Tierschutzpartner Kretas im Gepäck. Eine Mail von Thomas Busch erreicht uns am Dienstag, Ankunft des Trucks am Donnerstagmorgen. Wir wussten, dass was kommen würde, aber diese Information kommt jetzt etwas plötzlich … Eine Weihnachts-Überraschung sozusagen. Und die ist gelungen!

Organisation der Entladung in Bestzeit

Mir rutscht das Herz in die Hose, denn mein Gehirn vergaloppiert sich auf der Stelle. Für eine gute Planung braucht man Zeit. Der Kopf rechnet, plant, verfällt in Organisationspanik, dann wieder Freudenjauchzer über die willkommene Futterspende. Jeder weiß, dass die Lager der meisten Partner wieder leer sind und dringend gefüllt werden müssten. Nachdem der gesunkene Adrenalinspiegel endlich systemisches Denken wieder zulassen kann, bekommt die Planung Struktur und ich bin freudig überrascht, wie schnell alle Partner antworten.

Die Freude ist riesig und alle sagen einer Abholung am Samstag sofort zu. Aus der „Hopefully this weekend“ Zeitangabe im Anschreiben an die Partner ist ein konkreter Tag geworden, denn Georgos hat am Mittwochabend (!) endlich angerufen.

Nina Schöllhorn, eine Tierärztin des Fördervereins Arche Noah e.V., ist auf Kreta und möchte die Spenden für die Arche schon am Donnerstag abholen. Wir haben von Thomas konkrete Angaben zu den Dingen bekommen, die Nina abholen wird. Aber wie soll sie es abholen? Es ist ziemlich viel. Doch das ist eines unserer kleinsten Probleme seit wir den Camper haben. Sie holt unser Schmuckstück bei uns ab, und als wenn sie ihn schon immer gefahren wäre, kutschiert sie dieses lange Gefährt Richtung Heraklion. Ich denke bei mir, dass ich stolz auf so viele Frauen bin, die einfach „tough“ sind ?

Wo ist der Lieferschein?

Weiter gehts. Georgos sagt, dass Ausladung, Verteilung und die Abholung durch die Partner an einem Tag laufen sollen, denn am Heiligabend hat niemand Zeit.

Hatten sich die Nerven gerade wieder beruhigt, kommt der nächste Schreck. Es gibt keinen Lieferschein über den genauen Inhalt der Ladung, sprich ein Verteilen wird damit ziemlich sicher nur chaotisch bis gar nicht möglich. Den Lieferschein benötigen wir, damit wir wissen, was wir überhaupt verteilen können. Ist es überwiegend Katzenfutter? Oder Hundefutter? Oder Nassfutter? Oder …

Meine Nerven sind im Moment nicht besonders gut, weil ich einfach überarbeitet bin, und sie wollen diese Aufregung nicht einfach sang- und klanglos hinnehmen. Hilft ja nichts. Da muss ich jetzt durch.

Freitagmittag sitze ich gerade mit Taschenrechner, der Gesamtmenge, der angegebenen Tieranzahl der jeweiligen Partner am Schreibtisch und versuche grob zu planen. „Pling“ macht der Computer und die Auflistung kommt auf den letzten Drücker. Puh, was ein Segen. Ich kann mein Glück kaum fassen. Jens Ritter, unser Speditionsfachmann und Organisationsprofi, gibt die Zahlen in seine Tabelle ein, sobald er von der Arbeit zurück ist. Sein System kann automatisch Paletten- und Dosengewicht abziehen, also am Ende das Nettogewicht der Futtermenge errechnen und – was ein Zauberwerk … – im gleichen Arbeitsvorgang auch noch Hunde-, Katzen- und Welpenfutter fair an die Partner verteilen. Gut, dass wir Fachleute an Bord haben!

Danke Jens, für deine Mithilfe, unkompliziert und schnell, für deine Geduld und das Akzeptieren von APAL-Überfällen zu unmöglichen Zeiten und dem dazugehörenden Zeitdruck!

Der große Tag

Samstagmorgen gehts um 05:30 Uhr raus. Die Beine noch nicht aus dem Bett, fällt der Strom aus. Oh nein!! Es stürmt, ist kalt und die Tiere müssen nun per Taschenlampe gefüttert werden. Durchatmen, wird schon, endlich im Camper, wackelt und schaukelt er sich durch den Sturm. Die große Schlucht, durch die der Weg vom Süden Kretas in den Norden führt, ist bei diesem Wetter wegen herabfallender Steine nicht ungefährlich, und ein weiteres Mal rutscht mir das Herz in die Hose. Aber auch das nützt nichts. Es muss irgendwie gehen.

Dann gibt der Scheibenwischer seinen Geist auf, und das ist nun wirklich zu viel! Mir entfährt ein unflätiges Wort. So schnell konnte ich den sich entsetzt öffnenden Mund gar nicht schließen, um dies zu verhindern.

Guy, ein Helfer von uns, überholt uns und wittert ein Problem, denn er bleibt stehen und fragt nach. Ich bitte ihn, den Camper in die nächste Werkstatt zu fahren und mir unseren Doublo zu geben, denn schon letztes Mal kam ich wegen qualmenden Campermotors zu spät. Mäuse hatten ein Kabel angefressen. Natürlich waren wir diesmal cleverer und hatten den Camper vorher durchgecheckt. Die Scheibenwischer funktionierten da noch. No comment.

O.k., das wird eine Geduldsprobe. Für uns alle. Eftimis, ein Grieche, der mithelfen möchte, weil er unsere Arbeit so schätzt, wird nun auf Flexibilität geprüft ? Er richtet sich sofort ein Plätzchen auf der hinteren Ladefläche ein, denn nun holen wir noch Gerlinde, eine weitere Helferin, ab, die schon fröstelnd auf uns wartet.

APAL live. Kreativität und Spontanität ist gefragt. Geht nicht, gibts nicht.

Endlich am Ziel angekommen, begrüßen wir einen zerstreuten Georgos, der auch noch eine Mütze Schlaf gebraucht hätte.

Entladung – ohne helfende Hände geht nichts!

Paletten aus dem Truck, in der Liste suchen, die Gesamt-Kilos draufschreiben. Listen, auf denen die einzelnen Partner mit ihrem entsprechenden Futteranteil aufgeführt sind, an alle Helfer verteilen, Arbeitsteams bilden und dann fluppt es endlich. Alle Helfer, Palletten, Gabelstapler laufen oder fahren von A nach B, bis auch die letzte Dose an dem vorgegebenen Platz ist.

Um 11:00 Uhr dann der große Freudenschrei: Es ist geschafft! Und ein weiterer um 16:00, als ALLE Partner da waren und ihre Spenden abgeholt haben.
Ich kann versichern, dass die FREUDE darüber RIESENGROSS war!

Hier ein Riesendankeschön an Guy, Clare und David, Karen und Wolfgang, Brigitte und Bruno, Linda, Leslie, Sophia und Nikos, Gerlinde und Eftimis! An euch Alle, dass ihr immer wieder eure Hilfe beim Ausladen anbietet. Ohne euch wäre es nicht möglich, dieses Projekt zu stemmen! Und natürlich an Georgos und seine Helfer, die ihre Maschinen auf Hochtouren fahren, damit wir die ganzen Futterspenden in die Hände bekommen ?. Und ganz besonderen Dank an den Förderverein Arche Noah Kreta e.V., der dieses Hilfsprojekt überhaupt erst möglich macht, indem er die Spendeneingänge koordiniert, die Lagerung in Hamburg organisiert und vor allem sämtliche Kosten übernimmt. Es ist alles andere als selbstverständlich und eine wunderbare Hilfe für alle Tierschutzpartner. Nicht mehr wegzudenken.

Bitte helft alle mit, dieses wunderbare Projekt aufrecht zu erhalten, indem ihr es finanziell unterstützt!

Brigitte Scheichel