Diese Worte sagte mein Tierarzt zu mir nachdem wir mit unserer Plum bei ihm waren und er feststellen musste, dass sie höchstwahrscheinlich an Knochenkrebs erkrankt ist. Diese Worte waren keinesfalls böse oder despektierlich gemeint. Nein vielmehr waren sie Ausdruck von Mitleid für unsere Situation. Im September des letzten Jahres verloren wir unseren Klausi nach fast 13 langen gemeinsamen sehr glücklichen Jahren. Diagnose: malignes Lymphom. Nachdem wir ihn voller Trauer und doch dankbar für jeden gemeinsamen Tag, bis zuletzt begleitet hatten, entschieden wir uns dazu anderen Hunden, die wenig Chance auf ein neues Zuhause haben ein neues Leben mit Liebe, Zuneigung und Geborgenheit zu ermöglichen. Also zog noch im September 2021 Plum zu uns. Wie alle anderen Hunde, die bei uns ein Zuhause gefunden haben, kommt auch Plum von Apal. Sie war eine Hündin, die von Lebensumständen gezeichnet war, die wir uns wahrscheinlich kaum vorstellen können. Das Alter war kaum abschätzbar, da ihr Körper und auch ihre Seele gebrochen waren. Sie war der Hund mit den traurigsten Augen, die ich je gesehen habe. Plum war ungefähr 11 Jahre alt. Sie musste bis zu diesem Zeitpunkt vermutlich ihr gesamtes Leben an der Kette verbracht haben, denn sie besaß kaum Muskulatur und selbst das Laufen fiel ihr schwer. Einige Tage nach ihrer Ankunft begann sie plötzlich hinten zu lahmen. Also gingen wir zum Tierarzt. Dieser stellte einen Kreuzbandriss fest. Die Ursache waren vermutlich unsere Spaziergänge, welche ihr bis dahin immer verwehrt blieben. Da sie sich körperlich in einem ziemlich schlechten Zustand befand, konnte eine Operation von vornherein ausgeschlossen werden. Diese hätte sie zu diesem Zeitpunkt vermutlich nicht überstanden. Also war die einzige Möglichkeit den Kreuzbandriss konservativ ausheilen zu lassen. Glücklicherweise funktionierte dieses auch sehr gut. Einige Wochen nach dieser schrecklichen Diagnose konnte sie wieder lahmfrei laufen. Es zogen Wochen und Monate ins Land und aus der traurigen Plum wurde eine aufgeweckte, freundliche, wunderbare Hündin. Ihr trauriger Blick wich einem neugierigen, interessierten und voller Lebensfreude sprühenden Gesichtsausdruck. Ihre Verwandlung miterleben zu dürfen, war für uns ein unglaubliches Geschenk.
Im Januar dieses Jahres entschieden wir uns dazu Sylvester bei uns aufzunehmen. Sylvester lernten wir im Januar auf Kreta kennen. Er war ein junger, aber sehr kranker Hund. Er war, vermutlich aufgrund schlechter Fütterung, voll mit Harnsteinen, so dass er keinen Urin absetzen konnte. In einer Not OP konnte ihm glücklicherweise das Leben gerettet werden. Er erhielt einen künstlichen Blasenausgang. Da wir die ganze Zeit, sowohl körperlich als auch gedanklich bei ihm waren und mit ihm gelitten haben, entschieden wir relativ schnell, dass auch er bei uns ein Zuhause findet. Auch Sylvester entwickelte sich in den Monaten, die er bei uns war zu einem wundervollen Weggefährten. Doch plötzlich im April dieses Jahres bemerkten wir bei ihm eine Beule am Bein. Also gingen wir mit ihm zum Tierarzt. Dieser stellte nach einer Biopsie der Beule fest, dass unser Sylvester an einem Mastzelltumor erkrankt war. Neben dem Mastzelltumor fand unser Tierarzt in einem Röntgenbild leider auch noch einen Tumor in der Milz. Der Mastzelltumor am Bein stellte sich leider sehr schnell als Inoperabel heraus. Also blieb uns auch bei Sylvester nur noch ihm ein schmerzfreies Leben zu bieten und ihn die letzten Tage zu begleiten und mit ihm den letzten Weg zu gehen. Ja wirklich Tage. Leider entwickelte sich der Krebs so schnell, dass wir Sylvester etwa 14 Tage nach der Diagnose erlösen lassen mussten. Eigentlich hatten wir noch einen Termin in einer onkologischen Klinik mit ihm. Wir hatten die Hoffnung, dass sie vielleicht noch eine Lösung für ihn gehabt hätten. Doch leider konnten wir diesen Termin nicht mehr wahrnehmen, da der Tumor so aggressiv war und unser Sylvester leider schon vorher über die Regenbogenbrücke gehen musste. Obwohl Sylvester nur 3 Monate bei uns war, hatten wir eine sehr schöne Zeit zusammen. Wir sind nach wie vor sehr dankbar für diese kurze aber doch sehr intensive Zeit mit ihm und haben wirklich jeden Tag, den wir mit ihm verbringen durften, sehr genossen.
Im September dieses Jahres, kein halbes Jahr später, begann unsere Plum nun plötzlich zu lahmen. Zunächst dachte ich mir gar nichts dabei, schließlich war sie ein alter Kettenhund der auch gelenktechnisch nicht unbedingt in bester Verfassung war. Und ja Hunde lahmen auch mal. Als nach einigen Tagen der Schmerzmittelgabe das Lahmen leider nicht besser wurde, besuchten wir mal wieder unseren Tierarzt. Dieser machte ein Röntgenbild und leider war seine Diagnose keine Gute. Die Diagnose lautete Verdacht auf Knochentumor. Um sicherzugehen, dass er auf dem Röntgenbild nichts übersehen hatte, zog er eine auf Knochen spezialisierte Tierklinik zu Rate. Leider konnten auch sie keine andere Diagnose stellen, die für uns besser gewesen wäre.
Plum erhält nun hoch dosiert Schmerzmittel und Kortison und in 3 Wochen soll ein Kontrollröntgen durchgeführt werden, welches das Wachstum des Tumors bestätigen soll. Noch wollen wir die Hoffnung nicht aufgeben, schließlich passieren ja doch immer mal wieder Wunder. Doch leider muss man auch sagen, dass insgesamt 3 Tierärzte auf das Röntgenbild, bzw. noch Weitere gesehen haben und zu gleichartigen Diagnosen kamen. Unsere Chancen stehen also leider mehr als schlecht.
Auch der Weg mit unserer Plum wird wieder ein harter und steiniger Weg werden, aber nichtsdestotrotz werden wir ihn mit ihr gehen, weil sie es einfach verdient hat. Sie ist ein wundervoller und traumhafter Hund.
Nachdem man innerhalb kürzester Zeit 2 Hunde verloren hat und ein dritter sehr krank ist, könnte man zu dem Ergebnis kommen „oh mein Gott. Warum tut ihr euch das an?“ oder wie sagte mein Tierarzt „Sie müssen sich Mal einen Welpen holen, der bekommt dann einmal im Jahr von mir eine Impfung, sie kriegen Wurmkuren mit, der Hund wird 16 Jahre alt und alles ist gut.“
Ja zu dieser Erkenntnis könnte man gelangen, da jeder Verlust mit großem Schmerz und großer Trauer verbunden ist. Aber bei dieser Erkenntnis werfe ich eine Gegenfrage in den Raum: Wer kümmert sich dann um die Alten, um die Kranken, die sonst Niemanden haben? Haben sie nicht auch das Recht auf ein liebevolles Zuhause? Und ja, vielleicht haben Sie eine kürzere Lebenszeit als ein junger Hund, aber auch das kann niemand vorhersagen. Unser Sylvester war erst 4 Jahre alt und musste dennoch aufgrund einer schweren Erkrankung vorzeitig von uns gehen. Fortuna, die auch bei uns lebt, ist mittlerweile 15 Jahre alt, sie ist Leishmaniose positiv und lebt schon seit über 3 Jahren bei uns.
Bitte habt keine Angst vor alten oder kranken Hunden. Habt keine Angst dass sie euch zu schnell verlassen. Auch wenn der Verlust sehr sehr schmerzhaft ist, ihr gebt dem Tier die Zeit seines Lebens, auch wenn sie kurz ist. Und auch die Alten oder Kranken haben es so sehr verdient geliebt zu werden, sich geborgen zu fühlen und einfach ein schönes Zuhause haben zu dürfen. Der alte oder kranke Hund wird es euch mit allem was er hat danken!