Die Entscheidung war getroffen: Es sollte wieder ein großer Hund aus dem Tierheim sein. Wir waren wochenlang am Suchen und haben alle Homepages von Tierschutzorganisationen und Tierheimen im Umkreis gesichtet. Bei der ToG wurden wir dann fündig. Es war (Tier-)Liebe auf den ersten (Hunde-)Blick! Was für ein Prachtkerl auf dem Foto aus Kreta. Ein wunderschöner sandfarbener Rüde, wahrscheinlich drei Jahre alt.
Bei der ersten telefonischen Kontaktaufnahme gab es gleich den Wermutstropfen: Manolis Orpheas (jetzt Krümel genannt) ist mit Leishmaniose infiziert! Wieder einen kranken Hund aufnehmen? Schwierige Sache, aber erst mal schlau machen. Gleich wieder Ernüchterung – es gab zwar einige gute Informationen im Internet, aber an nützlichen Erfahrungsberichten deutscher Hundehalter und speziell zur Infektion in Griechenland mangelte es schon. Also: Mut zum Risiko! Schließlich muss dem Straßenjungen irgendjemand ein würdiges zu Hause geben.
Da die ersten Interessenten das nicht so sahen, waren sie abgesprungen und wir kamen zum Zuge. Allerdings gab es wegen der Corona-Pandemie keine Flugpaten mehr und so packte ich den Rucksack und flog selbst nach Kreta, um „unser“ neues Familienmitglied direkt nach Hause zu holen. Was für eine Aufregung, die Fellnase in der APAL-Station das erste Mal zu treffen. Er war mindestens genau so neugierig und es konnte einfach kein Zurück mehr geben. Vor Ort bekam ich noch viele nützliche Informationen zum medizinischen Zustand des ca. drei Jahre alten Hundes und der Krankheit an sich.
Die Infektion ist dem Tier schlicht nicht anzusehen. Der Krankheitsausbruch erfolgt unter Umständen erst Jahre nach einer Infektion. Viele Hunde bleiben allerdings auch lebenslang resistent bzw. bauen den Erreger im Körper wieder ab. Wir hatten uns sofort Literatur zu Leishmaniose beim Hund besorgt und beim Verein Parasitus Ex e.V. (www.parasitosen.de) recherchiert. Bedauerlicherweise sind viele Tierärzte in Deutschland mit der Leishmaniose noch nicht wirklich vertraut und mit sinnvollen Therapieansätzen überfordert.
Manolis haben wir dann gleich seiner neuen Tierärztin vorgestellt. Wir hatten Glück, dass die Veterinärmedizinerin sofort sehr bemüht war, sich selbst intensiver zu belesen und bei Berufskollegen zu informieren. So konnte die auf Kreta gestartete Therapie gezielt fortgesetzt werden.
Es war schon ein gewisser Aufwand für uns: die tägliche Medikamentengabe sowie regelmäßige Blut- und Urinuntersuchungen. Leider war die Infektion bei Manolis schon etwas fortgeschritten und der Leishmanien-Wert stark angestiegen. Nach reiflicher
Überlegung entschieden wir uns für die tierärztlich empfohlene Behandlung mit Milteforan einem hochwirksamen Medikament gegen Leishmaniose.
Diese Behandlung dauert in der Regel vier Wochen. Die Nebenwirkungen waren noch erträglich für den Patienten (und die Tierhalter). Ein Vierteljahr später die tolle Nachricht aus dem Labor: der Wert war sehr deutlich zurückgegangen – ein echter Erfolg!
Manolis hat alle Chancen, viele Jahre unbeschwert zu verbringen. Leishmanien greifen die Körperzellen direkt an und einmal infiziert, kann es durchaus passieren, dass die Krankheit irgendwann fortschreitet bzw. ausbricht. Im Alltag lässt sich alles ganz gut meistern. Der Hund ist zwar körperlich nicht ganz so belastbar wie ein gesundes Tier, aber bis zu 1,5 Stunden ausgiebigen Laufens und Spielens am Stück sind kein Problem. Er braucht dann eine etwas ausgiebigere Erholungsphase und vergisst leider immer wieder, ausreichend zu trinken. In Kombination mit der dauerhaften Gabe von Allopurinol müssen wir auf eine purinarme Ernährung unseres Hundes achten. Entsprechende Futtersorten sind im Fachhandel problemlos erhältlich.
Nun ist Manolis schon über ein Jahr bei uns, fühlt sich heimisch und bestimmt den Tagesablauf seiner „Mitbewohner“. So hat sich alles schnell eingespielt und an die mitgebrachte Erkrankung denkt praktisch schon keiner mehr.